Thema der Woche #229: Politische Äußerungen/Positionierungen Kunstschaffender

Entschuldigung das der Post zu neuen Themenvorschlägen am Sonntag ausblieb, Ostern war Schuld, aber es gab ja noch ein zweites Thema das durchaus beleuchtenswert war und das kommt dann halt jetzt.

Laut Grundgesetz ist jeder gleich, es gilt die freie Meinungsäußerung, also hat auch jeder das gleiche Recht seine politischen Überzeugungen, Positionierungen und Äußerungen zu tätigen, Künstler sind da keine Ausnahme. Damit könnte das Thema schon erörtert sein, aber gibt es da eine gewisse Diskrepanz in der Wahrnehmung, welche oft schon damit anfängt das man Künstlern unterstellt, sie hätten eine irgendwie geartete Vorbildfunktion, zu der man gerne auch subsummiert das man sich auch in politischen Aussagen zurück hält, es sei denn man ist Schauspieler oder sonst irgendwie IT und sitzt, warum auch immer, in einer Talkshow. Schauspielern scheint man also jede Rolle abzunehmen. Musik hat sich hingegen, jetzt nicht unbedingt der meist verbal messagelose Techno, spätestens seit den 60ern oft wortreich politisch positioniert, trotzdem scheint das immer noch oder wieder, etwas befremdlich wenn Musiker sich politisch äußern oder positionieren, außer man heißt Underground Resistance oder Alec Empire, warum auch immer.

Ob das jetzt klug ist, sei mal dahin gestellt, aber dürfen sollte das jeder, auch wenn man damit vielleicht Teile seines Publikums vor den Kopf stößt bis verprellt. Was immer ein bisschen cringe daher kommt ist, wenn man merkt das da Strategie bzw. Image dahinter steckt, also sich einer mit politischen Themen beliebt machen will und möglichst laut und für alle sichtbar mäzenhaft eine Sache unterstützt, um sich, ob seiner Reichweite, an die oberste Stelle zu hieven und somit Kampagnen eigentlich nur nutzt um sich selbst zu promoten, während die eigentlichen Aktivisten von der Übermacht der Followerschaft in den Hintergrund gedrückt wird. Wie ernst es in solchen Fällen gemeint ist, erkennt man meist daran, wie lange die Unterstützung währt und ab wann man vom ehemals großen Gönner und Unterstützer zu der Sache dann gar nichts mehr hört.
Obacht ist oft auch angesagt bei sogenannten Soliparties, in vielen Fällen sind die durchaus gut gemeint, aber wenn dann aufgrund der Clubkosten (Miete Personal, etc.) und der „Aufwandsentschädigung“ für den Hauptact am Ende wenig bis nichts übrig bleibt, ist das auch nur ein weiterer Clubabend unter anderen Vorzeichen mit normalen Einnahmen für die üblichen und Whitewashingattitüde, der einzige Benefit bleibt das vermeintlich gute Gewissen der zahlenden.
Parteipolitische Hinwendungen sind immer riskant, schließlich weiß man ja nicht was denen in Zukunft so einfällt, die Erfahrung lehrt ja was für Volten da geschlagen werden. Man muß schon sehr überzeugt von der Partei sein, um sich auf das Glatteis zu wagen, ansonsten findet man sich schnell in einer Position wieder, bei der man besser Spagat können sollte. Den bereiten sich allerdings einige auch selbst, wenn man sich z.B. selbst im linken Spektrum verortet und dann auf Aktien oder NFTs spekuliert.
Andererseits sollte man von Künstlern aber auch keine politischen Statements erwarten, für viele spielt das politische in ihrem Leben höchstens eine nachgeordnete, bis gar keine Rolle. Wer für seine Kunst lebt hat für sowas oft gar keine Ressorcen frei, sondern ist höchstens befremdet über diese Stammtischgrituale in komischen Anzügen, die mit dem eigenen Leben, Denken und Tun so gar nichts zu tun haben. Das ist dann sowas wie Steuer, deren Bewältigung man gerne outsourced, weil,alleine schon die Beschäftigung mit dem Thema krebserregend wirkt. Das mag zwar weltfremd wirken, aber auch keine Meinung zu haben ist durchaus legitim und zeigt m.E. heutzutage eine höhere Reife, als zu jedem Thema gleich eine parat zu haben.

2 thoughts on “Thema der Woche #229: Politische Äußerungen/Positionierungen Kunstschaffender”

  1. Schön, dass du deine Sicht zu dem Thema teilst. Sehe es ebenso. Jeder kann sich politisch äußern, muss es aber nicht. Zumal es sicher einen Teil der Anhängerschaft gibt, der mit Musik den Eskapismus sucht und von den aktuellen politischen Geschehnissen etwas Pause brauch, oder sich gar nicht dafür interessieren will. Mir geht’s auch gern mal so. Auf der anderen Seite finde ich es wiederum stark, wenn sich favorisierte Künstler:innen zu politischen Statements bereiterklären, die auch meine Überzeugung widerspiegelt. Sowas verbindet irgendwie.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.