Jahresrückblick 2011

Besser spät als gar nicht, aber Remixtätigkeiten und geschlossene Kita haben mir in den letzten Tagen kaum Zeit zur Rückbesinnung gelassen. Aprospos Kita, da wären wir auch schon mitten im Thema.
Natürlich prägte mein Kleiner ganz groß das Geschehen des Jahres, Kita, Laufen lernen, dumme Faxen von mir nachmachen, den meisten Spaß hatte ich mit meinen zwei dicksten Kumpels Aaron und Sy geteilt und das wäre natürlich alles nicht so locker und leicht von der Hand gegangen ohne die beste Mutter der Welt, die nicht ganz zufällig und ausgerechnet auch noch meine Frau ist. Man sieht schon, ich kann mich nicht beklagen.

Das geht mir aber auch auf anderen Gebieten so, überall lese ich z.B. “Scheißsommer”, kann ich mich nicht mit einreihen, ich hatte einen Supersommer, ich weiß auch nicht wo ihr euch da rumgetrieben habt, ich hatte Sonne satt!
Aber kommen wir mal zu den Änderungen, derer waren nämlich auffällig viele und zwar alle im Digitalen Bereich und alles eigentlich erst in der zweiten Hälfte des Jahres. Angefangen hat das mit dem Geburtstagsgeschenk meines Bruders, einem Kindle, seitdem lese ich fast ausschlieslich auf diesem und ärgere mich förmlich, falls ein Buch nicht in Kindleform zu erwerben ist. Ich bin ja schon im Musikbereich auf das elektronische Format umgestiegen, nun also auch beim Lesen. Der Ähnlichkeiten sind da viele, das Format gefällt mir besser, Editiermöglichkeiten sind vorhanden und als größter Pluspunkt, Platzersparnis und Transportabilität. Gerade auf Reisen und mit dicken Büchern will ich so einen Kindle nicht mehr missen. Auch zuhause macht sich das sehr gut, eben nicht mehr diese zustaubende Bücherwand noch mehr zu vergrößern, sondern im Gegenteil, alles unnötige was keine Miete zahlt fliegt raus, diese protzigen Buchmengen sind sowas von passé, ich brauche das, wie bei Vinyl, nicht mehr.
Ähnlich gelagert verhält sich die Anschaffung meines zweiten Gadgets, dem iPad. Eigentlich dachte ich ja ich bin kein Kunde für das Teil, weil ich davon ausging das meiste was damit geht ist konsumieren, schielte aber schon immer mit einem Auge wegen der ganzen Musikapps darauf und dann entdeckte ich irgendwann im Sommer die Digitalknipserei auf dem iPhone völlig neu für mich, das war so etwa zu der Zeit als das Elternjahr von Jeannette vorbei war und ich den Kleinen die meiste Zeit beaufsichtigte. Zum Musikmachen war dann wenig Zeit, aber unterwegs Fotos schiessen und in einer ruhigen Minute Editieren, soviel Zeit war immer noch, deswegen fliest jetzt vielleicht vermehrt Kreativität in diesen Bereich. Ich meldete mich auf Instagram und EyeEm an und poste seitdem wie blöde. Und weil das auf dem iPad noch besser geht waren das jetzt schon zwei Gründe sich dann doch eins zuzulegen. Wenn ich’s denn mal in die Finger kriege, denn das Ding ist natürlich der Renner in der Familie, die Frau malt damit und der Kleine guckt jetzt schon Bilder und Videos darauf.
Die letzte Neuerung kam dann erst zu Weihnachten, als ich mir selbst ein E-Zigaretten Set schenkte und nun quasi auch digital rauche, aber dazu mehr in einem gesonderten Post.
Auflegetechnisch war das eins der besten Jahre seit langem, nicht nur von den Orten her, ich war mal wieder in Städten wie Salzburg, Nürnberg und Hamburg gebucht, die ich schon lange nicht mehr bespielte, sondern hatte meine Premieren im Berghain und auf der Fusion und sogar England stand mal wieder auf dem Terminkalender, dazu noch schöne Residencies auf die man sich immer wieder freut im Tresor, Suicide und SO36, auch hier kein Grund zur Klage.
Die ganze Auflegerei geht natürlich nicht ohne Musik und auch da hat sich das Jahr nicht lumpen lassen, zwar gab es für mich keine Ausreissertracks die das Jahr definierten, dafür aber eine schiere Masse an guter Musik für alle Gelegenheiten. Mein Favorit der letzten Jahre, Dubstep, hat dabei ein wenig gelitten, in der Menge generischer Sounds und durchformulierter Arrangements und obligatorischem Gewobbel die Perlen zu finden ist mittlerweile mit einer Ohrfolter verbunden, die eigentlich die Genfer Konvention auf den Plan rufen müsste. Interessant dabei ist jedoch nach wie vor, das für mich am weitesten vorne Protagonisten nach wie vor dabei sind sich Techno anzunähern und dieses Spannungsfeld zwischen den Genres mit zu dem spannendsten machten was es für mich zu verfolgen gab, wie ich ja schon letztes Jahr an dieser Stelle schrieb.Sei es ein Scuba unter SCB oder ein Martyn, Orphan101, Distal, Boddika, Untold oder Intra:mental um nur mal die fleissigsten zu nennen. Aber auch im Bereich Techno gab es über Bandbreite und Qualität nichts zu meckern. Besonders auffallend empfand ich dieses Jahr das Jack in allen Bereichen back ist und damit einher gehend auch eine Verbindung von Alt und Neu, die sich nicht darauf beschränkt ein altes Sample in einen neuen Track zu pappen, sondern fußend auf den alten Grooves Neues zu bauen.
Ich erspare mir jetzt wieder mal Jahrescharts, weil ich eh nicht so der hierarchische Typ bin und es mir dieses Jahr wirklich schwer fallen würde einzelne Tacks rauszupicken, aber hier zumindest ein Abriss der Alben die ich am meisten gehört habe:
Machinedrum – Room(s)
DFRNT – Emotional Response
Martyn – Ghost People
Bok Bok & Tom Trago – Night Voyage Tool Kit EP
Tommy Four Seven – Primate
Silkie – City Limits Vol.2
Robert Hood – Omega: Alive
Artists die mir dieses Jahr erstmalig oder besonders erfreulich aufgefallen sind:
Lone
Gesaffelstein
Dark Sky
Blawan
Mike Dehnert
Snuff Crew
Labels die ich immer checke:
Deca Rhythm
50 Weapons
Exit
Fachwerk
Sandwell District
Politisch am interessantesten fand ich im positiven Sinne das Abschneiden der Piraten bei den Wahlen hier in Berlin, im negativen Sinne das reihenweise failen dieser Kaste, die sich als Elite sieht und dann doch über allzumenschliche Trivialitäten wie Großmannsucht, Eitelkeit und einhergehendes Getäusche und Getrickse samt Mauscheleinen stolpert, die Aufforderung “Question Authority” ist aktueller denn je und die Ergebnisse erschütternd bis amüsant unterhaltend.
Direkt damit einher gehend war ja wieder die Rolle von Social Media und wie diese “Elite” damit nicht umzugehen weiß.
Da kam im Sommer Google+ dazu und ich fand es spannend zu beobachten wie sich das behaupten würde. Ich meldete mich im Sommer noch kurz vor meinem Ausflug zur Fusion an und als ich zurück kam hatte ich schon über 400 Follower, so schnell ging das noch nie . Nun, nachdem es anfangs für mich wirklich das Zeug hatte Twitter und Facebook den Rang abzulaufen, sahen das in meinem Umfeld eher wenige so, der private Kreis bleibt bei Facebook, fast alle nutzen weiter Twitter und das bleibt für mich auch nach wie vor die erste Adresse. Google+ hat sich als dritte Säule bewährt und eigentlich könnte auch alles ganz schön sein dort, die Plattform hat definitiv ihre Vorteile und ist technisch ganz weit vorne, ich wünschte es gäbe eine Blogsoftware die ähnlich funktioniert, so ganz ohne Backend und leicht zu handhaben. Aber, sagen wir mal die Firmenpolitik von Google, mit Klarnamenpflicht und ähnlichen Restriktionsquatsch ist dem Erfolg bislang eher hinderlich, zudem muß sich noch beweisen ob eine dritte große Plattform wirklich nötig ist, ich zumindest vergesse zunehmend aber unabsichtlich dort zu posten. Momentan sieht es eher so aus als entickelt es sich zur Plattform der Andoid Fanboys, was ob der Integration Google/Android nicht verwundert. Und wie das mit all den Diasporas und anderen aus dem Boden spriessenden Möchtegern Social Networks aussieht wird man dann wohl am Ende des nächsten Jahres zu besprechen haben, viel Chancen gebe ich denen jedenfalls nicht, zumindest wenn lediglich versucht wird das bessere Facebook zu sein.
Ein neuer Trend scheinen Social Networks wie Path zu werden, wo man nur im kleinen Kreis teilt, noch sehe ich für mich in sowas keinen Nutzen, aber das habe ich bei anderen Sachen ja zuerst auch angenommen.
Nachdem ich mir im Vorfeld von 2011 niemals hätte träumen lassen was da alles kommt, bin ich jetzt umso gespannter was 2012 bringen wird und bloß weil der Mayakalender 2012 nach keinen Platz mehr hatte wird die Welt schon nicht untergehen.

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