Review: Felix Denk und Sven van Thülen – Der Klang der Familie

Im letzten Jahr wurde ich von Felix Denk und Sven van Thülen diverse Male zum Thema Techno und Berlin Interviewt, so wie die anderen Protagonisten in diesem Buch wahrscheinlich ebenfalls und im Lauf der Interviews wurden die Fragen stets konkreter und bezogen sich auch teilweise auf das was diese bereits gesagt hatten.
Am Ende waren auf diese Weise wohl über 240 Stunden Audiomaterial zusammen gekommen und so ein bisschen hatte man das Gefühl bei der Entstehung des Buchs mittendrin dabei zu sein. Von daher erwartete ich das Endergebnis natürlich mit Hochspannung.

Um es gleich vorweg zu nehmen, das Warten hat sich gelohnt, das Buch gibt die Stimmungen und Denken der unterschiedlichen Charaktere sehr gut wieder und sogar ich konnte noch einiges für mich Neues in den unterschiedlichen Kapiteln erfahren. Gliedern tut sich das in drei Teile, die 80er Jahre, also Pre-Techno, bis UFO und Mauerfall, 1990-91, von Nachmauerfall bis Tresor und Tekknozid und Mayday, 1992-1996 mit allem von E-Werk bis Frontpage und im Epilog versuchen wir uns dann nochmal alle zu erklären.
Es muß eine Heidenarbeit gewesen sein, das ganze Rohmaterial so zusammen zu schnippeln und in die Form zu bringen als wäre man bei einem großen Roundtablegespräch dabei, maximum Respekt dafür.
Natürlich kommen beim Lesen auch wieder die unterschiedlichen Ansätze und Wahrnehmungen der einzelnen Mitglieder und Gruppierungen dieser Urfamilie des Berliner Techno zum Vorschein, die man ja auch schon in der Doku “We call it Techno” wahrnehmen konnte, trotzdem ist das in Schriftform natürlich noch tiefer schürfend, nicht nur weil sich hier ausschliesslich auf die Berliner Geschichte konzentriert wird, sondern eben auch weil man sich in der Fortdauer der Interviews auf gegenseitige Aussagen beziehen konnte und dezidiert nachfragte.
Das einzige was mir im Laufe des Buchs negativ auffiel war, wie oft hier Erster! geschrien wird, wo man doch seit David Bowie weiß das es eigentlich wichtiger ist der Zweite zu sein, der nämlich heimst den Erfolg ein.
Jedenfalls kann sich unsere Generation 1 des Techno nun wirklich nicht mehr beschweren, wahrscheinlich ist keine Entwicklungsgeschichte einer kleinen Subkultur bis zum großen Knall der Kommerzialisierung und einhergehendem Kater jemals besser dokumentiert worden als mit diesem Buch und der schon erwähnten “We call it Techno” Doku. Wer es noch ergattern kann dem sei als Supplement noch das hier auch schon öfter erwähnte Love Parade Story 89 – 99. O- Töne einer Bewegung empfohlen.
Aber wie gesagt, hier geht es eben mal in gelungener Weise einzig und allein um die Geschichte und Entwicklung der Berliner Urzelle mit all seinen Protagonisten, deren Namen und Werdegang im Anhang auch nochmal nachzulesen sind und spätestens nach dieser kurzweiligen und amüsanten Lektüre finde ich, so unterhaltend wie das ist haben wir uns das auch verdient

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.