Vanmoof insolvent und pleite

Wie man aus diesem Blog weiß, bin ich seit 2017 großer Fan dieser Firma gewesen, zuerst mit dem Smart S, noch ohne Motor und ab 2020 mit dem S3, meinem zweiten E-Bike. Bis zum Jahreswechsel hatte ich auch keine Bedenken was die Firma anging, ich wußte das viele Probleme mit der proprietären automatischen Gangschaltung oder dem eingebauten Akku hatten, meins hingegen ließ mich nie im Stich, lediglich der Kabelbaum Muster mal gewechselt werden, weil das Frontlicht ausfiel. Zwar fängt bei so vielen Negativberichten immer die Angst mit das irgendwas was kaputt geht, aber wie gesagt, bislang toi toi toi und 3 mal auf Holz geklopft. Nun machte seit gestern die Runde, was seit ein paar Tagen unvermeidlich erschien, Vanmoof ging in die Insolvenz um einen Käufer zu finden. Ob und wie das passiert bleibt abzuwarten, meine 3 Monate Restgarantie, geschenkt, auch wenn die Gangschaltung erste Anzeichen macht. Blöd halt nur das zukünftig Ersatzteile schwer bis gar nicht zu finden sein werden, das was Vanmoof bislang ausmachte, nämlich ähnlich wie Apple fast alles in-house zu konstruieren und zu entwickeln, damit ein Gesamtkunstwerk von Bike daraus wird, gereicht nun zum Nachteil. Für mein erstes E-Bike, eine Gazelle von 2019, kriege ich auch heute noch sämtliche Ersatzteile, von Gangschaltung über Akku bis zum Bosch Mittelmotor, sieht aber beileibe nicht so ästhetisch aus und hat eben nicht solche Suchtstoffe wie einen Boostbutton eingebaut, der einen aus dem Stand an allen anderen an der Ampel vorbei katapultiert oder Berganstiege zur wahren Freude machen. Ein Vanmoof war eben etwas anderes, alles andere nur E-Bikes. Aufgrund der Masse an Bikes mit Mängeln bin ich daher sehr skeptisch ob sich da ein Käufer finden wird und am meisten Leid tun mir die Leute die vor kurzem noch ein Bike der neuen Reihen S4 oder S5 gekauft und bestellt haben und nun leer ausgehen könnten, Geld weg und kein Bike. Die Lügen und Vertröstungen dieser einstmals so großartigen Firma in der letzten Zeit sind das Ende einer einst großartigen Idee, die wieder einmal von Investorenwünschen konterrkariert sein dürften. Wachstum zu schnell, den Markt gleich weltweit aufmischen wollen und dazu unkluge Entscheidungen wie z.B. Ersatzteile nicht mehr, wie am Anfang, einfach dem Kunden schicken, stattdessen Einschicken nach Holland bis am Ende gar keine Ersatzteile mehr da waren. Mulmig wurde einem dann als plötzlich die Website keine Verkäufe mehr tätigen konnte und sich im Nachhinein das Bauchgefühl bestätigte, das hier so einiges nicht stimmen konnte. Erst hieß es „Unsceduled maintenence“ dann das man erstmal den Bestellungsrückstau abarbeiten wolle – mitten in der Saison- und am Ende verdichteten sich die Gerüchte dermaßen, das der Amsterdamer Brandstore polizeilich geschlossen werden mußte, weil wütende Kunden ihre Bikes in Reparatur zurück haben wollten, bevor sie in der Insolvenymasse untergehen, woraufhin alles Stores geschlossen wurden, um die Mitarbeiter zu schützen.
Es war schon ein echter Krimi das die letzten Tage zu beobachten, bis gestern Abend endlich mal offizielle Statements der Gründer auftauchten und sich die Gewissheit manifestierte. Der Gipfel der Abstrusität war dann, das ausgerechnet der Mitbewerber Cowboy eine App rausbrachte, mit der sich die Bluetooth Keys der Bikes speichern lassen, auf das die Bikes auch noch rollen können, wenn die Vanmoof Server abgeschaltet werden und man nur noch eine Haufen Metall und Eletronikschrott als Bike hätte.
Mittlerweile versuchen sich aber einige aus der großen Vanmoof Community gegenseitig zu helfen und es könnte recht spannend werden was die Ergebnisse so zeitigen. Vom Umbau auf Alfine Schaltung, bis zur Reparatur des E-Shifters gibt es bereits Anleitungen, es gibt Anläufe zu Reparatur Cafes und derer Dinge mehr um die Vanmoof auf der Straße zu halten. Wer weiß was da noch so an Momentum passiert und was aus den eigentlich verlorenen Bikes noch werden könnte.
Eine gute Seite um sich über die DIY Fortschritte zu informieren ist z.B. Openmoof

4 thoughts on “Vanmoof insolvent und pleite”

  1. ich hab’s nur so halb verfolgt, viele der von dir beschriebenen Details waren mir neu – krass! Insgesamt stellt sich mir schon die Frage, inwieweit das sinnvoll ist, durch solche vernagelte Systeme sich vom Markt abschotten zu wollen. Funktioniert ja nur solange es funktioniert. Schon so’n bisschen Argument für open source etc.

    Was bin ich froh, nur meine Beine zum Radfahren zu brauchen 😉

  2. Dir pleite zeigt offenbar, dass das Produkt wohl doch nicht so gut war wie es gehyped wurde. Design ist halt nicht alles. Und Investorenwünsche hin oder her: Letzlich ist die Firmenspitze für Erfolg oder Misserfolg verantwortlich. Die haben sich ganz einfach zu weit aus dem Fenster gelehnt. Ich fahre übrigens ein Crossrad von Stevens ohne E-Unterstützung und habe damit noch keine Probleme gehabt.

    1. also meins läuft seit fast 3 Jahren ziemlich pannenfrei, weiß auch von Leuten, die bislang 10.000 km und mehr damit pannenfrei hingelegt haben, auf der anderen Seite gibt es Leute bei denen das Bike schon tot ankam oder die bis zu 4 mal wegen E-Shifter oder Akku einschicken oder in die Werkstatt mussten, alles ziemlich randommäßig.
      Der Fehler war wohl zu schnelles Wachstum und das sind nunmal Investorenwünsche, mal abgesehen davon das die Marge bei der Menge an Reparaturen in der Garantiezeit unter Null gefallen sein dürfte.
      Das man sich mit einen E-Bike auch mehr Fehleranfälligkeit ins Haus holt dürfte klar sein, das mit einem Biobike zu vergleichen ist etwas Äppel und Birnen

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